Die Mumie der Tabaketnetmut
Virtuelle Rekonstruktion einer altägyptischen Bestattung
Auf der Virtual-Reality-Tour begehen Besucher im heutigen Ägypten eine Grabkapelle und reisen 3000 Jahre zurück ins Alte Ägypten, direkt zur Mumie Tabaketnetmuts. Das Erlebnis zeigt die einzelnen Schritte der Mumifizierung mit Prothese, Papyrusamulett und Bandagen und lässt die Geschichte der Priestertochter lebendig werden.
In den 90er-Jahren hat der Fund der Mumie Tabaketnetmuts, die um ca. 900 v. Chr. in der Nekropole von Theben-West in der Nähe von Luxor begraben wurde, viele Fragen aufgeworfen. Vermutlich wegen einer Erkrankung an Arteriosklerose trug die Frau eine Zehenprothese - eine der ältesten Prothesen der Geschichte. Ein Schweizer Forscherteam untersucht derzeit erneut die wenigen erhaltenen Überreste von Grabbeigaben, um weitere Einblicke in die Lebens- und Leidensgeschichte der Priestertochter zu erhalten. In Zusammenarbeit mit dem Departement Altertumswissenschaften der Universität Basel, dem Institut für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich und dem Institut für Geodäsie und Photogrammetrie der ETH entstand eine 3D-Rekonstruktion der Bestattung von Tabaketnetmut. Die Besucher können die Grabkapelle, die in der Realität nicht öffentlich zugänglich ist virtuell begehen. Die Kombination von Archäologie und Virtual Reality ermöglicht eine Zeitreise in die Vergangenheit; sie rekonstruiert und erklärt auf wissenschaftlicher Basis auch jene Bestattungselemente, die Grabräubern teilweise oder ganz zum Opfer gefallen sind. Archäologie und ägyptische Kulturgeschichte werden so einem breiteren Publikum auf eine neue, eindrückliche Art nähergebracht.
Durch das Projekt ‚Life Histories of Theban Tombs‘ der Universität Basel unter der Leitung von Susanne Bickel, Frank Rühli und Andrea Loprieno-Gnirs ermöglicht die Autorin die Gelegenheit, auf einer Expedition nach Luxor die Grabkapelle und die wenigen Grabbeigaben in Realität zu erleben. In enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern entstanden digitale 3D-Entwürfe der unterschiedlichen Stadien der Mumifizierung in Cinema 4D, basierend auf Annahmen und Vergleichen mit anderen Bestattungen derselben Zeitperiode. Unter anderem wurden 3D-Modelle von der Prothese und der Grabkapelle verwendet, die im Rahmen des Projekts am Institut für Geodäsie und Photogrammetrie der ETH generiert wurden. In der Game Engine Unity wurden mehrere Szenen realisiert, durch die der Benutzer von einer Sprecherstimme geführt wird. Oliver Sahli vom Studiengang Game Design unterstützte das Projekt mit der Programmierung der Virtual Tour.
Die gezeigten 3D-Objekte befinden sich noch in einem Entwurfsstadium, da die archäologischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. Das Projekt wird in diesem Format einzig an der Diplomausstellung gezeigt. Nach weiteren Überarbeitungen an den Universitäten von Basel und Zürich sollen jedoch Visualisierungen und Filmausschnitte der Virtual Tour auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.